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Informationen zur niederländischen Sprache und Kultur


Stand der Bearbeitung: 27.8.2005
Zuletzt bearbeitet: 4.9.2005

Einschulung in den Niederlanden - und dann ... von P. Hobma, Niederlande


Kommen die Kleinen, etwa 6jährige Kinder, in Deutschland in die Schule, bekommen sie zur Einschulung am ersten Schultag eine Schultüte. Darin sind Dinge enthalten, die für die Schule nützlich sind, wie z.B. Bleistift, Radiergummi und Buntstifte, aber auch Süßigkeiten. Zum Beginn dieses neuen Lebensabschnitts begleiten Mama und Papa ihr Kind in die Schule, aber auch Oma und Opa sind häufig dabei. Es ist kein Festtag, aber ein festlicher Tag, dieser erste Schultag in Deutschland, an dem die Schulanfänger stolz ihre Schultüte herumtragen...
Und wie ist es in den Niederlanden?
Der Schulanfang ist in den Niederlanden über drei Regionen, Nord, Mitte und Süd, verteilt. Deventer z.B. liegt in der Region Nord. Der Schulanfang ist dort am Montag, dem 5. September 2005.
Die kleinsten Kinder in der Gruppe 1 des Basisunterrichts, das sind 4- und 5-jährige, werden meistens von der Mutti in die Schule begleitet. Die ("de juf" eine Verkürzung von = Fräulein, da früher der Beruf einer Grundschullehrerin unverheirateten Frauen vorbehalten war) versucht dann, die Kleinen mit Spielen usw. an die Schule zu gewöhnen. Die von dir beschriebenen Verteilung von Leckereien gibt's bei uns nicht. Der 1. Schultag ist kein besonderer Feiertag.
Auch der 1. Schultag der Sechsjährigen, also Gruppe 3 der 8 Schuljahre, wird in ähnlicher Weise begangen. Das ist das 1. oder in manchen Fällen das 2. Jahr der Schulpflicht. Die ersten beiden Gruppen bildeten früher das nicht unter die Schulpflicht fallende "kleuteronderwijs" (Unterricht in den Kindergärten). Die Gruppen 3-8 waren früher die Klassen 1-6 der ""agere school" (Grundschule).
Ein immer mehr wachsendes Problem ist die Tatsache, dass die Eltern die Kinder mit dem Auto in die Grundschule bringen und sie nachmittags auch wieder mit dem Auto abholen. Dadurch gibt es von etwa 8-9 Uhr und von etwa 15.30-17 Uhr immer ein Verkehrschaos um die Schulen. Jetzt wird u.a. dadurch, dass die Kinder dann weniger für den Schulausflug zahlen müssen, gefordert, dass die Eltern ihre Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule bringen und von dort wieder abholen. Einige andere Schulen haben den "Schülertransport" per Auto einfach verboten, oder es gibt bei dem Schulgebäude ein Parkverbot. Schulbusse gibt es nur für Schulen, zu denen Kinder aus einem ausgedehnten Gebiet kommen, u.a. Schulen für behinderte Kinder oder Schulen für Kinder, deren Eltern einer abweichenden Religion oder Kirche anhängen. Die Benutzung dieser Schulbusse muss immer öfter von den Eltern selbst bezahlt werden, da die zuständigen Gemeinden die Subventionierung der Schulbusse nur noch in den schlimmsten Härtefällen zahlen wollen.
In kleinen Dörfern gibt es oft nur eine Schule, oft eine christliche; aber viele dieser Schulen bieten den Eltern, die das nicht wollen die Möglichkeit, den Kindern nicht in den Religionsunterricht bringen zu müssen. Auch gibt es vor allen in den Städten Grundschulen, wo man zwischen islamischem und christlichem Religionsunterricht wählen kann. Die Kinder werden aber dort über die Feiertage beider Religionen unterrichtet, und in der Schulkantine sind "halal" (islamisch koschere) Brötchen usw. erhältlich.
Immer mehr Grundschulen bieten die Möglichkeit, die Kinder "overblijven" (wörtlich: überbleiben) zu lassen. Damit wird gemeint, dass die Schüler die Mittagspause in einem "overblijflokaal" (Mittagspauseraum) in der Schule statt zu Hause verbringen. Vor allem für Kinder, deren Eltern beide einen Job haben und aus diesem Grund nicht zu Hause sind, ist das notwendig. Außerdem brauchen sich die Kindern dann nur zwei- statt viermal am Tag den Gefahren des Straßenverkehrs auszusetzen.
Vor allem in Stadtvierteln, wo die Familien verhältnismäßig arm sind, gibt es die Möglichkeit, den Kindern zu einem Billigtarif in einer Schulkantine eine gesunde Brotmahlzeit anzubieten. In den Jahren 1955-1985 war es üblich, die Kinder ein großes Glas Milch (schoolmelk) trinken zu lassen. Das war keine Pflicht, wurde aber ernsthaft empfohlen. [Anmerkung: Das gab es in Deutschland auch damals].
In den Niederlanden gilt eine freie Schulwahl. Man kann also selbst bestimmen, ob man seine Sprösslinge in die nächste christliche ( das ist: protestantische), oder die etwas entferntere katholische oder öffentliche (das ist: nicht religionsgebundene, staatliche) Schule schickt. In den Städten hat das zum Problem der sogenannten "schwarzen" und "weißen" Schulen geführt. Mit "schwarzen" Schulen sind jene gemeint, die mehrheitlich von türkischen, surinamischen, marokkanischen und afrikanischen Schülern besucht werden. "Weiße", also "autochtone" Eltern befürchten, nicht immer zu Unrecht, dass die Qualität des Unterrichts darunter leidet, weil die Niederländischkenntnisse der Schüler am Schulanfang so schlecht sind, dass die Lehrer diesen Kindern dabei zusätzliche Hilfe leisten müssen, und dadurch für die anderen Schüler zu wenig Zeit haben. Auch wollen diese Eltern (von denen viele politisch rechts orientiert sind) nicht, dass ihre Kinder von der Kultur oder Religion der Türken, Schwarzafrikaner usw. beeinflusst werden.
Unter Teenagern der holländischen Städte haben sich inzwischen eigene "Jargons", Straßen - oder Gaunersprachen, entwickelt, die eine Mischung von holländischen, surinamischen und marokkanischen Wörtern (aus Berber und Arabisch) enthalten. Ihr Ziel ist, eine eigene, von Nicht-Mitgliedern der Jugendgruppe oder -bande unverständliche Umgangssprache zu haben. Diese Sprachen ändern sich übrigens immer wieder, wenn neue Trends und Idole in der Mode, der Popmusik oder dem Sport aufkommen.
In den höchsten Klassen der Grundschulen fangen die Kinder an, sich dieser Jugendlichenkultur anzuschließen. Deswegen ist es ganz normal, dass Sexualaufklärung, einschließlich der Erklärung der "Tat" selbst und der Empfängnisverhütung schon für 9-, 10- oder 11-jährige ein Pflichtfach ist. Auch gibt es immer im Dezember Sonderstunden über die Gefahren beim Entzünden von Feuerwerkskörpern. Außerdem gibt die Polizei manchmal Aufklärungsstunden über Kleindelikte wie Sachbeschädigung und deren Folgen für die Gesellschaft. Am Ende solcher Unterrichtsstunden dürfen die Kinder dann kurz mit der Sirene oder dem Funkgerät des Streifenwagens spielen.
Die Mädchengruppe K3, die aus drei Belgierinnen besteht, bietet an 7-11-Jährige angepasste Popmusik, in einer Mischung von Niederländisch und Englisch, und ist bei Mädchen in diesem Alter im Moment sehr beliebt.
Die Eltern müssen jedes Jahr eine "freiwillige" (!!) "ouderbijdrage" (einen Elternbeitrag) an die Schule leisten. Schuluniformen und -kleidung gibt es in den Niederlanden nicht. Dieser "bijdrage" ist oft einkommensabhängig. Die "ouderbijdrage" ist zwar keine Pflicht, aber die Kinder, deren Eltern nicht zahlen, dürfen dann nicht beim jährlichen Ausflug (het schoolreisje) mitfahren, und es gibt für sie noch weitere Einschränkungen, die von den Klassenkameraden schon oft bemerkt, und - wie das unter Kindern üblich ist - gnadenlos kritisiert werden.
Das "pesten" (hänseln) ist ein ernsthaftes Problem, das glücklicherweise immer ernster genommen wird. Kinder, die gehänselt werden und dadurch unter den Altersgenossen nicht mitzählen, bekommen oft psychische Schäden davon ab und/oder versuchen, ihren Geltungsdrang und ihren Frust durch Fehlverhalten, später durch Verbrechen, zu äußern. Viele Fußball-Hooligans, Schläger und Brandstifter wurden als kleine Jungen selbst stark "gepest"! Lehrkräfte werden aufgefordert, auf dieses "pesten" zu achten und solches Benehmen durch Gespräche zu bekämpfen. Psychologen haben dazu Trainings und Gesprächsmodelle entwickelt, welche inzwischen zu ersten Erfolgen geführt haben.
Ein Grundschulabitur gibt es in Holland nicht. Im vorletzten oder letzten Unterrichtsjahr werden die Kinder dem "CITO-toets" unterworfen. Dieser von der ehemaligen Behörde CITO, einst eine Abteilung des Unterrichtsministeriums (siehe: http:www.cito.nl (es gibt inzwischen auch in Deutschland und den USA CITO-Tests!), entwickelte Test besteht aus Fragen zu den Schulfächern und zur allgemeinen Entwicklung der Kinder. Der Test wird von der Schule gebraucht, um die Eltern bei der Wahl der Oberschule (Realschule, Berufsausbildung oder Gymnasium usw.?) zu beraten. Aber das Ministerium kann anhand der Testergebnisse die Qualität des Unterrichts in den einzelnen Grundschulen beurteilen; Auszüge dieser Resultate sind inzwischen für interessierte Eltern auch im Internet abrufbar.
Die Ansichten im Bereich der Pädagogen und Beamten, die den Inhalt des Grundschulunterrichts bestimmen, sind, dass nicht das Pauken von Daten, Jahreszahlen und Reihen, sondern das Erlernen sozialer und kommunikativer Fähigkeiten (diskutieren, ein Theaterstück machen, anhand von Büchern und Internetseiten zusammen mit einem oder zwei Klassenkameraden einen Aufsatz schreiben usw.) am wichtigsten sind. Ein Nachteil davon ist, dass niederländische Kinder es im ersten Jahr der Sekundärschulen oft sehr schwer haben und den Anforderungen dieses Unterrichts für Jugendliche nicht gewachsen sind. Das führt dazu, dass immer mehr junge Niederländer nicht mehr imstande sind, die Muttersprache fehlerlos zu schreiben, nicht aus dem Gedächtnis wissen, wieviel z.B. 6 x 7 ist oder wo Arnheim und Nijmwegen auf der Landkarte zu finden sind oder in welchem Jahr Wilhelm von Oranien ermordet wurde (1584). Einige Eltern im südlichen Grenzgebiet schicken ihre Kinder daher in die - weitaus altmodischeren und strengeren - Grundschulen Belgiens.
Siehe auch:De onderwijsinspectie in Nederlandse school


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