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Stand der Bearbeitung: 15.7.2007
Zuletzt bearbeitet:
7.9.2007

Belgisches Bier


Hg.: Ministerium von Flandern: Die flämischen Regionalbiere und Genever. Broschüre Flandern - Vlaanderen. Im Herzen Europas, S. 19
... Mehr als 70 alte Brennereien sorgen für ein reichhaltiges Angebot an Geneversorten, die alle ihr eigenes Aroma haben.
Aber Flandern ist natürlich an erster Stelle das Land des Bieres. Die Verschiedenheit und die Qualität der angebotenen Biere sind beeindruckend. In Flandern werden mehr als 200 Biersorten gebraut, vom Pils bis zum Fruchtbier, und zu jedem Bier gehört ein besonderes Glas.
Meistens handelt es sich um Regionalbiere mit uralter Tradition. So braut der Klosterorden der Trappisten sein gleichnamiges Bier noch immer in der Abtei. Aus der Brüsseler Gegend kommt Geuze (Gueuze), ein natürlich perlendes, saures Getränk, das manchmal der Champagner der Biere genannt wird. Der jüngste flämische Exportschlager unter den Bieren ist das Weißbier, ein erfrischendes Weizenbier.

Hg.: Ministerie van de Vlaamse Gemeenschap / Armand de Troyer: BRÜSSEL. Ein warmes Willkommen. Begegnung mit Flandern in seiner Hauptstadt. Broschüre
Brüsseler Bier. ebd. S. 4
Auch den Durst kann man mit einem typischen Brüsseler Bier löschen, mit Geuze (Gueuze). Das Bier ist das Resultat der Mischung von Lambik unterschiedlichen Alters, wobei eine zweite spontane Gärung in der Flasche stattfindet. Nach alter Überlieferung soll das nur im Sennetal möglich sein, Geuze zu brauen, da nur dort die dafür geeigneten wilden Hefen vorkommen. Die Geuze ist ein mild sprudelndes Bier mit einem eher säuerlichen Geschmack, und sie steht nach Meinung der Brüsseler dem Champagner nicht nach.
Daß Brüssel eine Bierstadt ist, zeigt sich auch in der Brüsseler Küche, wo Kaninchen mit Geuze oder mit Kriek ein Klassiker bleibt. Und wie nennt man denn sonst eine Stadt, in der sich sowohl ein Geuzemuseum als auch ein Biermuseum und Brauereimuseum befinden?

S. auch: Auf den Pfaden Pieter Bruegels

Hg.: J. Vercruysse, Generalverwalter a.I. Tourismus Zentrale Flandern: Flanderns schöne Seiten. Magazin 2007.
Burkhard Strassmann: Im Bierhimmel, S. 62-65
Wer im Schutz des deutschen Reinheitsgebots aufgewachsen ist, betrachtet fremde Biere mit Skepsis. Doch die Belgier haben das Brauen und Zechen zur Kunstform erhoben
Persönlicher Kommentar: Allein beim Lesen wurde ich bierselig. Und hinterher war ich angeheitert. Dieser Artikel ist der helle Wahnsinn. In meinen Augen eine Meisterleistung.
Mitten in Belgien, in der Provinz Brabant, liegt die Stadt Leuven. Leuven oder Löwen ist eine Universitätsstadt, vital, lustig, mit spätgotischem Rathaus und einer machtvollen Universitätsbibliothek, die im Ersten Weltkrieg zerstört und in einem schrillen Neorenaissancestil wiedererrichtet wurde. In dieser Stadt kann man lecker essen und prima shoppen. Doch wir spazieren ins Gewerbegebiet. Denn wir sind auf Recherche. Es geht um Bier. Belgisches Bier.
Unter den vielen Gründen, nach Belgien zu reisen (gelbe Autobahnbeleuchtung, Grabenkrieg zwischen Flamen und Wallonen, Plattenbauten an der Nordseeküste), erscheint einem Deutschen das belgische Bier als der hinterletzte. Nicht umsonst ist man im Geltungsbereich des deutschen Reinheitsgebots aufgewachsen. Man hält Deutschland für den Weltmeister im Bierbrauen und im Biertrinken, ist stolz auf eine sorgfältig aufgebaute, über 15 Minuten lang standfeste Schaumkrone auf dem Pils und hütet im Wortschatz den schönen Begriff "bierernst". Ausgerechnet ein Dutzend deutscher Journalisten hatte das Flandrische Tourismusbüro in Köln zu einer "Pressereise Bier" eingeladen. Wir waren geködert worden mit eigenartigen Assoziationen ("B wie Belgien und Bier") und beunruhigenden Begriffen wie "Himbeerbier". Wir ahnten: Uns standen drei harte Tage bevor.
Im Löwener Gewerbegebiet residiert eine Brauerei mit dem unbelgischen, an Bier zuallerletzt erinnernden Namen Interbrew. Interbrew trug früher den schönen Namen Stella Artois. Unter dem neuen, hässlichen Namen kauft Interbrew alle Brauereien auf, deren Eigentümer gerade Bargeld brauchen (Beck & Co, Diebels, Franziskaner... Die Betriebsbesichtigung besteht aus drei Teilen: Bier trinken; durch riesige Hallen mit glänzenden Kesseln und Rohrleitungen gehen; Bier trinken. Erinnerlich bleiben der säuerliche Nachgeschmack des mit Mais gebrauten Stella. Und ein Satz des Führers, der uns Beck’s-Trinkern noch saurer aufstößt: "Jedes Mal, wenn Interbrew eine Brauerei aufkauft, bleiben Name und regionale Eigenheiten erhalten. Nur die Produktion unterliegt ab sofort den hohen Interbrew-Qualitätsansprüchen."
Trockenes Mundgefühl, bitterer Abgang
Ein Tiefschlag, in dessen Folge wir die Brauerei schwankend verlassen. Doch es soll noch schlimmer kommen. Domus heißt die nächste Herausforderung, eine Hausbrauerei in der Innenstadt mit einer Pipeline direkt ins Wirtshaus zu den Zapfhähnen. Der Wirt reicht uns die Getränkekarte. Fassungslos starren wir auf das Angebot: "tiefrotbraun, karamellwarm, voll und rund, sanfter Abgang, mit einer Spur reifer Waldfrüchte". Es geht hier nicht um einen Bordeaux. Sondern um Engel, ein Bier mit 7 Prozent Alkoholgehalt. Wir halten offenbar eine Bierkarte in der Hand! Neben dem Engel steht das Düvel ("8,5 Prozent, trockenes Mundgefühl, bitterer Abgang"). Es gibt auch ein Kirschbier und ein anderes mit "angenehm warmem, alkoholischem Abgang (10 Prozent)". Eine Sorte heißt Mort subite, was auf nichts anderes verweisen kann als den plötzlichen Tod an der Frischluft.
Was wir erleben, ist nicht weniger als ein Kulturschock. Hopfen und Malz wurden an unserer Wiege besungen, und nun das: Zucker und Mais, Honig und Reis, Kräuter und Obst! All das im Bier! Und die Hausmarken der Domusbrauerei nennen sich Nostra Domus und Con Domus. Belgier finden so was lustig. Deutsche irgendwann auch. Der spätere Abend beschert weitere, noch üppigere Erfahrungen: Man kann Bier aus rosa Gläsern trinken; der rechtsradikale Vlaams Blok hat über 10 Prozent der Ratssitze; Sandra von der Agentur hat Schrauben im Knie; Bier kann fast 13 Umdrehungen haben; und Wallonen wohnen wenige Kilometer von Löwen entfernt, aber kommen nicht hierher, weil man hier Niederländisch spricht. Zu Ende geht der erste Biertag, sagen wir: unstrukturiert. In Deutschland ist Biertrinken eine eher trockene Angelegenheit, ein beinahe nüchterner Vorgang, selbstverständlich und sauber. In Belgien dagegen Kultur. Und mehr: Kult. Löwen zum Beispiel ist stolz darauf, den Ehrentitel "Bierstadt" zu tragen. Die Stadt bietet ihren Gästen Bierfeste und allen Ernstes das Pauschalangebot "Löwener Bierwochenende" an, einschließlich eines dreigängigen "Biermenüs" mit drei Biersorten und eines "Probebettchens" bei Domus (drei Gläser Bier in einem Holzbettchen). Für das ganze Land gibt es zur Planung monothematischer Bierreisen regelrechte Bierkarten mit Bierrouten. 500 Sorten Bier werden in Belgien gebraut, über 100 Brauereien können theoretisch aufgesucht und ausprobiert werden. Das kann die Kategorie Interbrew sein, aber auch eine Dorfklitsche wie De Dolle Brouwers in Diksmuide.
De Dolle Brouwers ist eine schräge Hobbybrauerei in Familienhand, die insbesondere eine Biersorte herstellt, das Oerbier. Gern lachen belgische und holländische Gäste über diesen Namen, der in ihren Ohren wie "Hurenbier" klingt und zu allerlei Wortspielen einlädt. Im Winter wird hier auch Stille Nacht gebraut, ein Hammer von einem Bier (11,6 Prozent), mit weißem und braunem Kandis und Honig versetzt und entsprechend pappsüß und bleischwer. Es trinkt sich likörartig und beschert dem Trinker vermutlich schlagartig eine stille Nacht. Apropos Blei: Gern zeigt Brauherr Kris Herteleer, gelernter Architekt, seinen Gästen Tische, aus denen der Schreiner Blei herauskratzen musste. Das Blei erinnert – wie unzählige Gräber, bleihaltige Bäume, noch vorhandene Schützengräben und knochenhaltige äcker in dieser Gegend – an das entsetzliche Abschlachten im Stellungskrieg 1914/15 rund um die flandrischen Orte Ypern/Ieper und Langemarck. Tatsächlich spielt in dieser Region bis heute weder der Biertourismus noch der ebenfalls geförderte Fahrradtourismus die wichtigste Rolle. Die meisten ausländischen Touristen kommen aus England und interessieren sich nur für eins: Militärgeschichte.
Es gäbe einen weiteren Grund für Touristen, sich hier herumzutreiben. Wer bei Belgien an Pommes frites denkt und glaubt, dass überall dort, wo man Niederländisch spricht, die gastromomischen Highlights beim Chinesen zu finden sind, muss umdenken. Die belgische Küche ist fantastisch. In Belgien sind nicht nur Antialkoholiker fehl am Platze, sondern auch Menschen, die auf ihre Linie achten. Man kann ohne Quälerei in drei Tagen zwei Kilo zunehmen. Dass es so gut schmeckt, hängt wohl ebenfalls mit Bier zusammen. Die so genannte belgische Bierküche lässt keine Gelegenheit aus, Speisen mit den unterschiedlichsten Biersorten zu akzentuieren. Zum Abendessen lassen wir uns im 't Hommelhof im Bierstädtchen Watou nieder. Eine Spitzenbierküche wird dem Restaurant nachgesagt. Tatsächlich traktiert man uns zum Hauptgang mit in Bier gegartem Wildschweinfilet, biergetränkter Fasankeule und in Bier eingelegtem Hasenrücken. Umwerfend! Dazu trinken wir aus Gläsern, die wie Weingläser aussehen, Biere wie das St. Bernhardus Abt – ein sehr exklusives, nach Champagnerart hergestelltes Gebräu. Es hat Sektkorken und wird vom gepflegten Kellner so elegant eingeschenkt (freie Hand hinter dem Rücken), wie wir es sonst nur von Sommeliers kennen.
An den geheimnisvollen und innigen Zusammenhang zwischen Mönchstum und Alkohol wird man in Belgien auf Schritt und Tritt erinnert. Als am dritten Tag unser sorgsam gehaltener Alkoholspiegel für einen Augenblick zu sinken beginnt, erreichen wir gottlob die Abtei St. Sixtus in Westvleteren. Sie ist eins der sechs berühmten belgischen Trappistenklöster, die das noch berühmtere dunkle Trappistenbier herstellen, das aufgrund seiner vielen Kalorien den Mönchen über die Fastenzeit hilft. Wahrscheinlich hilft das Bier auch über die Einsamkeit hinweg. Trappisten dürfen nämlich nur ausnahmsweise reden, ansonsten unterhalten sie sich mit Gebärden. Da die meisten Gäste aber keine Gebärdensprache verstehen, entfällt bei St. Sixtus die Brauereiführung. Für uns Gäste steht außerhalb der Klostermauern eine Schänke, in der das hochprozentige, dunkle Gebräu uns überraschend fein – zwischen malzig und bitter ausbalanciert – durch die Kehlen rinnt. Im gleichen Gebäude gibt es einen Laden. Zu den Öffnungszeiten ist der rammelvoll, und draußen auf dem Parkplatz werden ganze Kofferräume mit den kleinen Flaschen voll geladen. Trappistenbier scheint sehr populär zu sein, Weiterverkauf ist verboten, das Angebot limitiert. Kluge Bierkäufer stellen vorher sicher, dass die gewünschte Sorte auf Lager ist. Sie rufen das klostereigene Biertelefon an.
Wieder zurück in Deutschland. Umsteigen in Dortmund. Drei Tage lang haben wir ununterbrochen belgisches Bier getrunken. Nach deutscher Definition unreines Bier. Weder die Hand ist uns abgefault noch die Zunge verpilzt, selbst die Eingeweide arbeiten noch. Doch etwas anderes ist passiert. In der Bahnhofsgaststätte stellen wir fest, dass deutsches Bier labberig schmeckt, fade und uninteressant. Das Trinken macht keinen Spaß. Die Biertrinker wirken unfroh. Kein Zweifel: Das deutsche Reinheitsgebot ist ein Desaster. Weg damit!
Aus:
DIE ZEIT Nr. 4, 15.1.2005

Brauereibesichtigungen:
De Dolle Brouwers, Roeselarestraat 12b in Esen, Telefon: 0032 51 502781 (Sonnabend und Sonntag)
Interbrew in Leuven (Löwen), Vaartstraat 94, Reservierung unter Tel. 0032 16 247461, www.interbrew.com
Klosterbrauerei Sint Sixtus, Donkerstraat 13 in Westvleteren, Tel. 0032 57 400377, www.sintsixtus.be www.sintsixtus.be
S. auch: Auf den Pfaden Pieter Bruegels
Belgische Bierküche:
t'Hommelhof, Watouplein 17 in Watou, Telefon: 0032 57 388024

Exkurs:
Werner Kurzlechner: Die Saufkundschaft von Mitte. Geführte Kneipentouren sind bei Touristen der Renner - weil es Alkohol bis zum Umfallen gibt. Der Tagesspiegel Nr. 19626, 4.8.2007, S. 9
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Immer mehr Gäste kommen nach Berlin, um sich für wenig Geld zu betrinken. Der Online-Reiseführer Scherman's Travel reiht Berlin hinter Amsterdam als zweitbestes Ziel für Bierliebhaber weltweit ein - nicht zuletzt wegen des Bierfestivals, das gestern auf der Karl-Marx-Allee begann...
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N.N.: Deutschland: Brauer für Bier ohne Gentechnik. Der Rabe Ralf, August/September 2007, S. 18
800 mittelständische Brauereibetriebe fürchten um die Reinheit ihres Bieres. Ihr "Manifest gegen die grüne Gentechnik" verlangt höchstmöglichen Schutz vor Kontaminationen mit Gentechnik.


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